Allein reisen

Dr. Katharina Stenger Allein reisen

Abenteuer sind erstrebenswert!
Das sind die Worte von Aristoteles. Und der gute Mann hat Recht, vor allem wenn es ums reisen geht.

Ich reise viel und gerne. In der Regel allein.
Es brauchte Zeit und es bereitete mir anfangs noch Bauchschmerzen, doch mittlerweile bin ich ein echter Profi in Sachen Solo-Reisen.
Deshalb möchte ich im zweiten Teil meiner Blogpostreihe Die Kunst, allein zu sein über das Reisen schreiben.

Meine erste Solo-Reise ging 2017 von Peking, wo ich für 3 Monate an der Chinese Academy of Sciences gearbeitet habe, nach Tokio, eine Stadt, die ich schon immer mal besuchen wollte. Natürlich hatte ich Bammel, allein am Flughafen zu sein, Bahn zu fahren oder Essen zu bestellen – in einem Land, in dem ich nicht mal die Sprache beherrschte und keine Menschenseele kannte. Dennoch fiel es mit nach den ersten Tagen deutlich leichter, Tokio im Alleingang zu entdecken. Ich hatte mich in einem Air BnB mit einer freundlichen Gastgeberin einquartiert, die mir als „Local“ wertvolle Tipps für meine Erkundungstouren gab. 

Ein kleiner Rat an die allein reisenden Ladies: Ich empfehle dir, einen weiblichen Host bei Air BnB aufzusuchen. In Asien gibt es einige Gastgeber, die ausdrücklich nur weibliche Gäste in ihrem Haus willkommen heißen. Das gibt dir ein Gefühl von Sicherheit bei der Ankunft. 


Meine erste Solo-Reise nach Asien


Auch heute noch habe ich vor jeder internationalen Reise Schmetterlinge im Bauch. Das gehört für mich dazu! Ich deute dieses komische Gefühl allerdings nicht als Nervosität, sondern als Vorfreude.

Allein zu reisen ist nicht einfach. Ich war schon immer reisebegeistert, bin aber bis vor meinem Asien-Abenteuer nie für so eine lange Zeit allein unterwegs gewesen. Als sich in meinem Studium die Gelegenheit bot, nach Asien zu gehen, wusste ich, dass ich diese Chance wahrnehmen möchte, wusste aber nicht, wie ich das anstellen sollte.

Die Lösung meines Dilemmas war, einfach ins kalte Wasser zu springen.
Ich meldete mich ohne viel Nachdenken für den Aufenthalt in Peking an. Nachdem mein Antrag genehmigt war, gab es also kein Zurück mehr. Für den Auslandaufenthalt stand mir eine Woche Urlaub zur Verfügung, den ich in Tokio verbringen wollte. So buchte ich in einem Reisebüro direkt mein Flugticket von Peking nach Tokio – wieder ohne viel darüber zu grübeln.

Nachdem die Flüge gebucht waren, begann ich mit der Planung meines Aufenthaltes. Zu Beginn war ich total überwältigt und hatte Zweifel, ob das alles gut gehen würde.
In dieser Situation hat es mir sehr geholfen, einen Reiseplan zu erstellen. Je besser ich mich vorbereitete und je mehr ich über Asien recherchierte, desto sicherer fühlte ich mich. Ich kaufte mir z.B. ein paar Reiseführer und Wörterbücher im Buchladen. Das waren allerdings keine dicken Wälzer, sondern handliche Bücher, die zu mir und meiner Reise passten (Lass dich im Buchladen beraten!). Ich machte Listen von Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten, die mich interessierten und ordnete jedem Urlaubstag einem spezifischen Stadtviertel zu. So schlängelte ich mich Tag für Tag durch Tokio. Am letzten Tag traute ich mir sogar eine Busreise zum Fuji zu.

Dr. Katharina Stenger Allein reisen

3 gute Gründe, allein zu reisen

Ich habe durch meine Solo-Reisen viel gelernt, nicht nur über fremde Länder und Kulturen, sondern auch über mich selbst.
Allein zu reisen hat also psychologische Vorteile, die ich mit dir teilen möchte:

Allein reisen fördert dein Organisationstalent

Du hast die Möglichkeit, deinen kompletten Reiseplan in die Hand zu nehmen. Du musst keine Kompromisse eingehen oder auf andere Rücksicht nehmen, wenn es darum geht, was DU erleben möchtest. Natürlich erfordert die Organisation einer Reise Zeit und Disziplin.
Aber wenn du früh genug beginnst und dir Unterstützung holst (z.B. in einem Reisebüro oder von Freunden, die dein Reiseziel bereits besucht haben), bringt die Organisation Spaß und Vorfreude.

Allein reisen fördert dein Selbstbewusstsein

Die Angst vor der ersten Reise mag groß sein, aber wenn du dich traust, allein deinen Koffer zu packen, allein in den Bus/Zug oder sogar ins Flugzeug zu steigen und allein einen fremden Ort zu erkunden, wirst du merken, dass du das schaffst. Du wirst merken, dass du diese Hürde alleine überwinden kannst und du wirst zunehmend offener und selbstbewusster. Mit der Zeit unternimmst du möglicherweise Dinge, die du dir vorher niemals zugetraut hättest. Das stärkt nicht nur dein Ego, sondern macht es umso spannender, wenn du deine Reiseerfahrungen mit anderen austauschst.

Allein reisen fördert deine Eigenverantwortung

Wie bereits erwähnt, wirst du unterwegs einiges über dich selbst lernen. Du wirst lernen, was du am Reisen besonders magst und was nicht. Du lernst auch, mit welchen Menschen du dich auf Reisen gerne umgibst. Vielleicht reist du lieber mit einer Reisegruppe im Bus oder lieber ganz im Alleingang zu Fuß. Je mehr du über deine Vorlieben lernst, desto mehr Sicherheit gibst du dir selbst. Du merkst, dass du unabhängig von anderen deine perfekte Reise erleben kannst.

Das Reisen führt uns zu uns zurück

Albert Camus


Auf Solo-Reisen triffst du Gleichgesinnte

Zurück nach Asien: In Japan traf ich ein junges Mädchen, das mich bat, ein Foto von ihr und dem Tokio Tower zu machen. Natürlich bat ich sie ebenfalls darum, ein Foto von mir zu schießen und so kamen wir Gespräch. Sie erzählte mir von ihrer Heimat Korea und von ihrer heimlichen Liebe zu einem japanischen jungen Mann, die von ihren Eltern nicht gebilligt wird. Da wurde mir erst bewusst, welches Privileg ich habe, mir meinen Partner selbst auszusuchen. 

Ich verbrachte den Rest des Tages mit der Dame aus Korea. Wir aßen zu Abend, besuchten das größte Einkaufszentrum Tokios und schauten uns den Tower noch einmal bei Nacht an. Auch heute schreiben wir uns ab und zu Emails und hoffen auf ein Wiedersehen.

Ähnliche Kennenlern-Geschichten höre ich immer wieder von Backpackern in Thailand (ein sehr begehrtes Reiseziel für Singles) und von USA-Reisenden. Ich selbst kann bestätigen, dass es mir in den USA (vor allem in New York und Kalifornien) sehr leicht gefallen ist, neue Kontakte zu knüpfen. Mittlerweile ist mein Freundeskreis in Kalifornien sogar größer als der in Deutschland.

7 Tipps für deine nächste Solo-Reise:

1) Bleib realistisch:

Wenn du dich noch nicht traust, über den großen Teich zu fliegen, wähle erst mal ein Ziel, das du mit der Bahn, mit dem Bus oder mit dem Auto erreichen kannst. Auch wenn es nur ein kurzer Wochenend-Trip in die nächstgelegene Stadt ist – eine Reise ist eine Reise.

2) Plane deine erste Nacht im Voraus:

Auch wenn du dich abenteuerlich fühlst und deinen Reiseplan gerne mal spontan umorganisierst, solltest du deine erste Übernachtung an einem fremden Ort vor deiner Abreise genau planen. Am ersten Abend ohne Unterkunft dazustehen, wäre ein äußerst unangenehmer Reisestart.

3) Packe nicht zu viel:

Versuche, deinen Koffer nicht zu schwer zu packen, schließlich musst du ihn überall hinschleppen. Hygieneartikel kannst du unterwegs kaufen und deine Kleidung kannst du im Waschsalon (oder manchmal sogar im Hotel) waschen.

4) Schütze deine Dokumente:

Mach Kopien von deinen Pässen und speichere wichtige Passwörter, sodass du dich auch im Notfall immer ausweisen kannst.

5) Meide dunkle Gassen und zwielichtige Viertel:

Informiere dich vorher (online, an der Hotelrezeption oder bei deinem Gastgeber) über bestimmte Ecken, die du als Solo-Tourist besser meiden solltest. Wenn du es einrichten kannst, versuche tagsüber an deinem Ziel anzureisen, sodass du nicht im Dunkeln nach deinem Hotel oder deinem Air BnB suchen musst.

6) Lerne, Smalltalk zu machen:

Überlege dir, über welche Themen du dich gerne und mühelos unterhältst. So kannst du bei längeren Flug- oder Zugreisen mit deinen Sitznachbarn ins Gespräch kommen. Wenn dir das leicht fällt, kannst du sogar die Locals in einem Coffee-Shop oder in einer Bar ansprechen und sie nach ihren liebsten Sehenswürdigkeiten in ihrer Heimatstadt fragen. Vielleicht findest du sogar einen Ort, der nicht in deinem Reiseführer steht.

7) Reise mit offenen Augen und offenem Herzen:

Erkunde fremde Orte mit dem Bewusstsein, dass du (und nur du) all dies zum ersten Mal erlebst. Setze alle deine Sinne ein: Schau dich genau um, nimm Geräusche und Gerüche wahr und vergiss nicht, lokale Spezialitäten zu kosten.  


Eine Solo-Reise ist sicherlich eine Herausforderung. Aber denke an die vielen Vorteile, die du als Einzelgänger genießt. Du kannst deine Solo-Reise nach Lust und Laune selbst gestalten. Du entscheidest über Datum, Zeitplan, Unterkunft, To-Do Liste, usw. Diese Freiheit und Unabhängigkeit hat nicht jeder. Und egal, für welches Reiseziel du dich entscheidest, du wirst sicherlich mit mehr Selbstbewusstsein zurückkehren.

Du brauchst professionelle Unterstützung bei der Planung deiner nächsten Solo-Reise? Schreib mir HIER eine Nachricht oder eine Email an: info@katharina-stenger.de

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