So schützt du deine mentale Gesundheit nach Mobbing-Attacken
Triggerwarnung!
Sollte dich das Thema Mobbing und / oder das Thema Suizid zu sehr mitnehmen, empfehle ich dir, diesen Blogpost zu überspringen.
„Mein Selbstwert hat nichts mit deinen grausamen Worten und Taten zu tun.
Mein Selbstwert ist unbeeindruckt von deinen ständigen Versuchen, mich zu brechen.
Du hast keine Macht über mich.
Du kannst mich nicht stumm schalten.“
Quelle: Marina Cohen in Dear Bully: Seventy Authors Tell Their Stories – Gefunden auf: My Zitate
Starke Worte aus dem Buch „Dear Bully- Seventy Authors Tell Their Stories“.
Sie machen mich nachdenklich darüber, wieviel Macht andere Menschen auf uns ausüben können. Menschen, die wir vielleicht gar nicht mal mögen. Und dennoch ist uns wichtig, was sie von uns denken und über uns sagen. Menschen, denen wir „ausgeliefert“ sind und die unsichtbare Narben in unserer Seele hinterlassen.
Warst du schon mal Mobbing-„Opfer“?
Ich kenne kaum jemanden, der diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Mobbing ist schon lange ein wichtiges soziales Thema. Trotzdem wird es stellenweise immer noch tabuisiert und viele Betroffene schämen sich, darüber zu sprechen. Sie suchen die Schuld bei sich selbst — „natürlich wurde ich gemobbt, ich war ja schon immer total hässlich!“ — und können sich nur schwer von ihrem verzerrten Selbsttbild lösen.
Es ist wirklich erstaunlich, für wie viele Menschen der Gang zur Schule, ins Büro oder nachhause durch Mobbing ein wahr gewordenen Alptraum ist. Meistens leidet die (mentale und körperliche) Gesundheit der Betroffenen erst leise, dann immer lauter. Im schlimmsten Fall kann es zu Suizidgedanken und -handlungen kommen.
Gehörst du zu den Menschen, die so verletzt wurden?
In diesem Blogpost möchte ich erklären, was Mobbing eigentlich ist, wie es entsteht und was du tun kannst, um dich vor den Konsequenzen zu schützen.
„Mit dieser Sauklaue wirst du es nicht weit bringen!“
Ich selbst schätze mich glücklich, dass ich in meinem Leben relativ verschont geblieben bin von lang anhaltenden Mobbing-Attacken. Abgesehen von unangemessenen Kommentaren in den sozialen Medien und ein paar unkollegialen Mitschülerinnen in der Mittelstufe war ich selten ein Ziel für extremes Mobbing.
Als ich mich mehr mit dem Thema beschäftigte, wurde mir allerdings klar, dass ich eigentlich schon in Grundschule gemobbt wurde — bevor ich überhaupt wusste, was Mobbing ist. Ich erinnere mich an eine unangenehme Erfahrung, als meine Grundschullehrerin (noch von der alten Schule, aber eigentlich total kompetent) mich mehrmals vor versammelter Klasse wegen meiner Handschrift aufgezogen hatte.
Zugegeben, ich habe keine Schönschrift… aber meine Schreibhefte der gesamten Klasse als „schlechtes Beispiel“ zu demonstrieren und mit meinen sonstigen Schulleistungen oder gar meiner Intelligenz in Zusammenhang zu bringen, war nicht cool. Was folgte, war natürlich Gelächter und ich bekam für eine Weile die abenteuerlichsten Spitznamen und Beleidigungen von meinen Mitschüler*innen.
Diese Art der Bestrafung hat verursacht, dass ich meine Mitschriften nicht mit anderen teilen wollte oder sie vorher mehrmals „reingeschrieben“ habe — fast schon zwanghaft. Glücklicherweise hat sich der negative Glaubenssatz „unleserliche Schrift zeigt deine Dummheit“ nicht bei mir festgesetzt. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht dort, wo ich heute bin.
Heute bin ich übrigens stolz auf meine „unleserliche Doktoren-Schrift“ 😉
Mobbing Definition — Was ist überhaupt Mobbing?
Laut Definition¹ ist Mobbing das wiederholte und über längere Zeit andauernde Schikanieren, Ärgern, Verletzen und Demütigen eines Menschen. Das kann entweder verbal und/oder nonverbal passieren und in Extremformen wie körperliche Gewalt oder sexuelle Übergriffe gipfeln.
Der Begriff „Mobbing“ kommt aus dem Englischen. „To mob someone“ bedeutet soviel wie „jemanden anpöbeln“, „bedrängen“ oder „fertig machen“. Ein anderes englisches Wort ist übrigens „bullying“, wie z.B. beim „Cyberbullying“ (dazu später mehr).
Mobbing in Zahlen
Die PISA Studie² hat herausgefunden, dass 15,7% der 15-jährigen Schüler*innen in Deutschland regelmäßig Opfer von teils massiver körperlicher oder seelischer Misshandlung durch Mitschüler*innen sind. Das ist fast jedes sechste Kind.
Im Job sind es laut Schätzungen in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen, die regelmäßig gemobbt werden³ Andere Zahlen sprechen von gut 11 Prozent der Beschäftigten in Deutschland, die im Berufsleben schon einmal unter Mobbing gelitten haben.
Wichtige Eigenschaften
Damit ein Verhalten als Mobbing definiert werden kann, sind zwei Eigenschaften entscheidend:
- Das Verhalten ist systematisch: Erst wenn die Schikane zielgerichtet erfolgt, liegt Mobbing vor.
- Es tritt immer wieder auf: Mobbing muss wiederholt über einen längeren Zeitraum passieren.
Welche Arten von Mobbing gibt es?
Mobbing hat viele Gesichter — vom heimlichen Tuscheln hinter dem Rücken bis hin zu offenen Beleidigungen und Rufschädigungen. In der Regel unterscheidet man zwischen direktem und indirektem Mobbing:
Definition direktes Mobbing
Direktes Mobbing findet dann statt, wenn du „an den Pranger gestellt“ wirst, sodass es möglichst viele Leute mitbekommen. Offene Beschimpfungen, Beleidigung, Drohungen oder ungerechtfertigte Kritik sind Beispiele für direktes Mobbing.
Definition indirektes Mobbing
Indirektes Mobbing passiert, wenn dir etwas vorenthalten wird. Das ist eine eher subtile, manipulative Art der Schikane. Zum Beispiel, wenn du in der Schule von deinen Peers bewusst ignoriert oder ausgegrenzt wirst. In der Arbeitswelt wird deine Leistung wiederholt sabotiert. Oder es werden Andeutungen gemacht, Lügen verbreitet und wichtige Infos für deine Arbeit nicht an dich weitergeleitet.
Wo wird am meisten gemobbt?
Mobbing entsteht oft dort, wo du mehr oder weniger gezwungen bist, mit anderen Menschen gemeinsam auf engstem Raum zu arbeiten, wie zum Beispiel in der Schule oder im Büro. Wenn diese „Zwangsgemeinschaft“ eine sehr heterogene Gruppe ist, das heißt, die Mitglieder haben unterschiedliche Werte, Interessen, Erfahrungen und Lebensgeschichten, entsteht schnell ein soziales Ungleichgewicht.
Mobbing an Schulen
„Kinder können grausam sein.“ Wer scheinbar die „falschen“ Klamotten, den „falschen“ Rucksack oder die „falsche“ Haarfarbe hat, landet auf dem Mobbing-Radar. Zahnspangen und Brillen sind ebenso ein gefundenes Fressen für die „Bullies“. Es scheint, als wäre die hormongesteuerte Teeniezeit eine Hochphase für Mobbing. Aber nicht nur Schüler*innen geraten aneinander — auch Lehrkräfte sind involviert.
„Die kann ja nicht mal Kaffee kochen“! — Mobbing am Arbeitsplatz
Das Großraumbüro ist ein weiteres klassisches Beispiel. Konkurrenzdenken ersetzt das gemeinsame Arbeiten an Zielen und Erfolgen. Das soziale Ungleichgewicht ist ein Zündfeuer für Anfeindungen oder Ausgrenzung.
Auch zwischen den Etagen kommt es zu Mobbing. So zum Beispiel beim „Bossing“, wenn deine Vorgesetzten dich absichtlich schikanieren, grundlos kritisieren und unnötige, monotone oder unangenehme Aufgaben auf dich abwälzen. Manchmal wird sogar mit Gehaltskürzungen oder Kündigung gedroht, sodass du dich gar nicht wehren willst.
Mobbing in der Partnerschaft und in der Familie
Nicht nur in öffentlichen Einrichtungen findet Mobbing statt. Auch das Zuhause kann zur Mobbing-Falle werden. Das Thema wurde lauter mit dem Voranschreiten der Pandemie und den wiederholten Lockdowns. Zuhause lebst du mit deinen Angehörigen oder Mitbewohner*innen für lange Zeit auf engem Raum und bist dem andauernden Pandemie-Stress ausgeliefert.
Aber schon vor der Pandemie gab es Mobbing in Partnerschaften und Familien. In extremen Fällen kommt es in einer Partnerschaft zu ambivalenten Machtverteilungen, in denen dich dein(e) Partner*in immer wieder unterdrückt und dich deiner Freiheit beraubt.
Wenn du betroffen bist, wende dich bitte an einer der Anlaufstellen, die ich am Ende des Blogposts zusammengestellt habe.
Mobbing in der Nachbarschaft und in Vereinen
Ist die Hecke zu hoch? Der Rasenmäher zu laut? Oder hat die Nachbarskatze schon wieder ins Blumenbeet gepinkelt? Mobbing unter Nachbarn kann das entspannte Leben in deinen vier Wänden gefährden. Auch in Vereinen, in denen wir eigentlich an einem Strang ziehen sollten, kann gehässiges, schädigenden Verhalten den Spaß am Hobby schnell beenden.
Cybermobbing — Mobbing im Internet
Im Social Media Zeitalter sind fiese Kommentare, unerwünschte Nachrichten oder offene Rufschädigung leider keine Seltenheit. Die verstärkte Anonymisierung der User und die mangelnde Möglichkeit für die Betroffenen, sich zu wehren, macht das Cyberbullying zur gefährlichen, gesundheitsschädigenden Interaktion, gerade für junge Menschen.
Deshalb solltest du vorsichtig damit sein, was du postest und wie du mit Kommentar-Sektionen umgehst.
Wie entsteht Mobbing?
Mobbing entsteht, wenn sich ein Kräfteungleichgewicht zwischen zwei (oder mehreren) Personen bildet.
Laut der Sozialpsychologie ist es uns Menschen wichtig, einer Gruppe anzugehören. Das ergibt Sinn, denn in einer Gruppe bist du geschützt und dein Überleben ist gesichert — “Steinzeitdenken“ eben. Wenn du in einer homogenen Gruppe auffällst (z.B. ein Verhalten zeigst, das als „Schwäche“ interpretiert wird), wirst du schnell ausgegrenzt.
Dieses sozialpsychologischen Verhältnisse nutzen die „Bullies“ zu ihrem Vorteil und schaffen ungleiche Machtverhältnisse mit den Menschen, die ihnen „schwächer“ oder „anders“ erscheinen.
Täter*innen und Opfer — Wie funktioniert Mobbing?
Das Bemerkenswerte am Mobbing ist: Laut Forschung ist es selten das Wirken einer Einzelperson, sondern ein Gruppenphänomen. Mobbing ist ein System, welches aus „Opfern“ und „Täter*innen“ besteht. Ich persönlich mag die beiden Begriffe nicht und werde sie daher auch nicht verwenden.
Darüber hinaus gibt es die „Zuschauer*innen“, die „Wegschauer*innen“ und die „Mitläufer*innen“, die ebenfalls zum Mobbingverhalten beitragen, ohne selbst aktiv zu sein.
Warum wird gemobbt?
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Menschen andere in den Schmutz ziehen.
Manche möchten zeigen, wie stark sie sind und wie viel Einfluss sie auf eine Gruppe haben. Anderen ist einfach nur langweilig. Neid und Missgunst spielen ebenso eine Rolle, genau so wie Stress, Überforderung und Frustration.
Es kann klassischen „Revierverhalten“ sein, das in Mobbing ausartet. Oder ein Missverständnis zwischen dir und einem Teammitglied. Im schlimmsten Fall bist du zur falschen Zeit am falschen Ort und schon wirst du zum Pechvogel.
Die Seite der Mobber*innen — Was geht in ihrem Kopf vor?
Das ist schwer zu sagen, aber es gibt bestimmte Gedankenmuster oder Glaubenssätze, die im Kopf der Mobber*innen feststecken und ihr Verhalten lenken könnten:
„Ich muss besser/cooler/stärker/… sein als andere, sonst bin ich nichts wert“
Ein negativer Selbstwert ist einer der Hauptgründe, warum Menschen mobben. Indem sie andere herab werten, versuchen Mobber*innen sich selbst höher zu stellen.
Sie fühlen sich stark wenn sie eine (scheinbare) Macht über die Betroffenen ausüben. Sie können dadurch sogar ihre selbst wahrgenommenen „Schwächen“ kompensieren.
„Ich muss die Gruppe dominieren und die Situation kontrollieren“
Mobber*innen haben ständig das Gefühl, dass sie ihr „Revier“ markieren müssen. Dominanz und Kontrolle gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit, das sie in anderen Lebensbereichen vermissen.
„Ich muss meinen Einfluss deutlich demonstrieren, um gehört zu werden“
Vielleicht haben negative Erfahrungen in der frühen Kindheit dazu geführt, dass sich dieser Glaubenssatz manifestiert hat und durch Mobbing ausgelebt werden muss. Wenn ein Kind beispielsweise erst laut oder aggressiv werden muss, ehe es Aufmerksamkeit bekommt, merkt es sich dieses Verhaltensmuster. Die frühkindliche Erziehung und der Bindungsstil spielen also eine große Rolle.
„Ich halte es selbst kaum aus in dieser Situation.“
Mobber*innen stehen oft unter Dauerstress und finden keinen angemessenen Weg, den Druck abzulassen. Das abwertende Verhalten dient dann als Ventil, um eigene Ängste, Zweifel oder (Selbst-)Hass heraus zu lassen.
„Das muss so sein! Das war schon immer so.“
Es ist möglich, dass Menschen ins Mobbingverhalten regelrecht „hineinwachsen“. Was als Mutprobe oder „Mitlaufen“ bei anderen Aktionen beginnt, kann sich als herablassende Verhaltensstruktur verselbstständigen.
Wenn Mobbing zur Sucht wird
Aus anfänglichen Sticheleien kann tatsächlich eine Art Sucht werden. Wenn Anerkennung oder Ehrfurcht die Konsequenz des Mobbens sind, und die Verantwortlichen sonst keine echte Wertschätzung (z.B. seitens der Familie, Freund*innen, Lehrer*innen…) bekommen, wird eben immer wieder gemobbt „für den Kick“.
Soziale Anerkennung, so unangemessen sie in diesem Fall auch sein mag, setzt bestimmte Botenstoffe im Gehirn frei, die ein gutes Gefühl geben.
Diese Sehnsucht nach Macht, Anerkennung und Zugehörigkeit führt zu einem Teufelskreis von negativem Verhalten und Rückbestätigung.
Es kommt sogar soweit, dass Mobber*innen einen besonderen Ruf als „knallharter Typ“ oder „taffes Mädel“ genießen und aus dem eigenen Teufelskreis nicht mehr aussteigen können, ohne das Gesicht zu verlieren.
Kleine Randnotiz: Die letzten Abschnitte sollen das abfällige Verhalten nicht verharmlosen, sondern erklären, wie es überhaupt dazu kommen kann.
Die Seite der Betroffenen — Warum werde ausgerechnet ICH gemobbt?
Auf diese Frage gibt es keine zufrieden stellende Antwort. Wie du beim Lesen der letzten Abschnitte hoffentlich erkennst, liegt es selten an dir, wenn du gemobbt wirst.
Eventuell bietest du eine größere „Angriffsfläche“ für die Mobber*innen an als deine Peers. Zum Beispiel wenn du eher Einzelgänger*in bist und keine Clique um dich herum hast, die dich verteidigt. Oder wenn du in irgendeiner Form von gruppenspezifischen Standards abweichst (Kleidungsstil, Aussehen, Meinung, Verhalten…). Vielleicht lebst du einen anderen Lifestyle (Alter, Geschlecht, Religion, Ernährung…), für den dein Bully kein Verständnis zeigt.
Bist du ein besonders zurückhaltender, emotionaler Mensch oder hast du ein niedrigen Selbstbewusstsein? Das könnte von Mobber*innen als Verletzbarkeit (Achtung nicht Verletzlichkeit!) interpretiert werden.
Du kannst aber auch ein stabiles Selbstbewusstsein, die „hipsten Klamotten“ und einen soliden Freundeskreis haben und trotzdem in die Mobbing-Falle tappen, wenn du als Konkurrenz angesehen wirst.
Es steht fest: Bist du erst mal im Visier, kannst du kaum etwas dagegen tun.
Konflikt vs. Mobbing – Wo ist die Grenze?
Nicht immer, wenn du dich von anderen schlecht behandelt fühlst, handelt es sich automatisch um Mobbing. Deshalb solltest du den Begriff nicht inflationär verwenden.
Es ist eine feine Linie zwischen Piesacken und Mobbing, die manchmal kaum erkennbar ist.
Ich würde es so interpretieren: Sollte eine freundschaftliche Stichelei oder ein Streit die Grenze überschreiten und du kommunizierst dein Unwohlsein, wird sich dein Gegenüber ernsthaft entschuldigen. In diesem Fall sind oft Stress oder Missverständnisse die Ursache der Auseinandersetzung. Das ist kein Mobbing.
Zur Erinnerung: Mobbing-Verhalten ist wiederkehrend und langfristig. Mobber*innen lassen nicht locker, auch wenn du dich wehrst. Ihr Verhalten ist absichtlich verletzend und zielgerichtet und oft gibt es dabei Mitläufer*innen und Wegschauer*innen.
Die Folgen von Mobbing
Als Onlinepsychologin habe ich schon viele Gespräche über Mobbing gehführt und es erstaunt mich immer wieder, wie lange die Betroffenen an den unangenehmen Erfahrungen „knabbern“. Vielleicht kennst du das auch. Es sind nicht nur innere Folgen, wie ein negativer Glaubenssatz oder ein verzerrtes Selbstbild, die zurückbleiben. Manchmal änderst du sogar (unbewusst) dein Verhalten nach außen. So kenne ich zum Beispiel eine tolle Frau, die mir erzählt hat, dass sie früher aufgrund ihres Kleidungsstils gemobbt wurde. Aus dieser Unsicherheit ist ein Zwang entstanden, sich mehrmals am Tag umzuziehen⁴.
Das Schlimme am Mobbing ist: Deine Wunden oder Narben, die zurückbleiben, sind oft unsichtbar für andere und schwer nachvollziehbar für dich. Das macht es schwer, dich damit auseinander zu setzen und erst recht, um Hilfe zu bitten.
Was Mobbing in deinem Körper anrichtet
Mobbing wird nicht umsonst als „Psychoterror“ bezeichnet, denn sowohl Körper als auch Psyche sind betroffen. Die Folgen können individuell variieren und beginnen schleichend, ohne dass du es merkst. Zuerst ärgerst du dich wahrscheinlich über die dummen Sprüche, die jemand über dich verbreitet. Wenn dieser emotionale Stress allerdings lange andauert und stärker wird, entwickeln sich körperliche Symptome. Solche psychosomatischen⁵ Symptome können sein: Bauch-, Kopfschmerzen, Übelkeit, flaues Gefühl im Magen, Muskelverspannung, Nervosität und körperliche Unruhe, hoher Blutdruck, Herz-Rhythmus Probleme, Atemschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Essstörungen und/oder Panikattacken.
Welche psychischen Folgen hat Mobbing?
Unangenehme Gefühle
Es gibt eine ganze Palette an unangenehmen Emotionen, die dich quälen. Du fühlst dich ohnmächtig, apathisch, beschämt, wertlos, einsam, frustriert oder ungeliebt… Diese Qualen sind nicht nur in Anwesenheit der Unruhestifter*innen präsent, sondern verbreiten sich in deinen ganzen Alltag.
Negative Gedanken und Glaubenssätze
Manchmal hast du die Überzeugung, dass etwas mit dir „nicht stimmt“. Du suchst die Schuld bei dir selbst, indem du z.B. das verinnerlichst, was andere über dich sagen. Die äußere Stimmen werden also nach und nach zur deiner inneren Stimme und somit zu deiner subjektiven Wahrheit. So können auch Erwachsene, die früher gehänselt wurden, immer noch glauben, dass sie „hässlich oder dumm“ sind.
Daneben kann es zu Grübelgedanken kommen — es ist die zwanghafte Frage „Warum ich?“, die du meistens nicht beantworten kannst.
Verhaltensänderungen und Zwänge
Wie oben bereits angesprochen, kann sich sogar dein Verhalten ändern. Mehrmals am Tag zu duschen, ein Arsenal an Deos zu benutzen und keinen Knoblauch mehr zu essen, weil Jemand mal „du stinkst“ gesagt hat, klingt fast schon surreal, ist aber leider die traurige Wahrheit.
Starke Angst
Wenn du gemobbt wirst, willst du diese Erfahrung natürlich vermeiden. Aus deinem Vermeidungsverhalten kann sich eine Ängstlichkeit entwickeln, die sich immer weiter ausbreitet: Angst vor dem Bully, Angst vor dem Mathekurs, den ihr gemeinsam habt, Angst vor neue Freundschaften, Angst vor der Schule, Angst aus dem Haus zu gehen,…
Am liebsten willst du „unsichtbar“ werden und deine gesellschaftlichen Verpflichtungen ablegen. Du ziehst dich also zurück und meidest viele Dinge, die dir eigentlich Spaß machen im Leben.
Selbstzweifel und Selbsthass
Wenn andere immer wieder deine vermeintlichen „Schwächen“ ansprechen, entwickelst du ein verzerrtes Selbstbild. Solche Gedanken zerstören regelrecht deinen Selbstwert.
Die psychologische Abwärtsspirale
In extremen Fällen kommt es zu schweren psychischen Leiden, wie Depression oder Suchtverhalten (Alkoholismus, Medikamentenmissbrauch). Die Spirale beginnt, wenn du deine negativen Gedanken und Gefühle immer größer werden lässt, sodass sie den ganzen Platz einnehmen und alles Positive in deinem Leben verdrängen. „Die Welt ist schlecht, alle sind gegen mich, ich bin nichts wert…“ — das alles sind Verallgemeinerungen, die in einem einzigen, blöden Spruch wurzeln können.
Es kann soweit kommen, dass Betroffene nur noch einen Ausweg erkennen: Sich das Leben zu nehmen. Der Suizid ist ein Hilferuf, der die unerträglichen Qualen beenden soll. Es ist daher sehr wichtig, Warnzeichen der Abwärtsspirale früh zu erkennen und darauf zu reagieren. Im nächsten Abschnitt findest du wertvolle Kontakte, an die du dich wenden kannst.
Denn merke dir: Du bist nicht allein!
Hilfe bei Mobbing
Was kannst du tun wenn du gemobbt wirst oder Mobbingverhalten bei anderen entdeckst?
Die Bullies mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, ist i.d.R. kontraproduktiv. Begib dich nicht auf ihr Niveau. Nichts tun macht die Situation jedoch auch nicht besser.
Du musst also aktiv werden! Lass dir das herablassende Verhalten anderer nicht gefallen. Lege die „Opferrolle“ ab und beende somit das Gefühl der Hilflosigkeit. Der angemessene „Gegenangriff“ könnte sein, die Situation genauer zu reflektieren und dir Hilfe zu holen:
Mobbing Hilfe Nr. 1) Rede darüber
Mobbing wird in oft kleingeredet, denn die Beteiligten wollen bloß keine Aufmerksamkeit erregen. Wenn du betroffen bist, ist es dir vielleicht peinlich, darüber zu reden. Das ist verständlich. Aber du musst die Situation „real werden“ lassen, indem du darüber sprichst. Dein Schmerz und dein Leiden ist echt und ernst zu nehmen. Es gibt viele Menschen, mit denen du über deine Erfahrung sprechen kannst.
Wohin kannst du dich wenden?
Es gibt verschiedene Anlaufstellen für eine Beratung:
- Vertrauenslehrer*innen in Schulen
- Mediatoren Teams in Bildungseinrichtungen bzw. Streitschlichtung in Firmen
- Deine persönlichen Vertrauenspersonen: Partner*in, enge Freund*in, Familie, Ärzt*in, Psycholog*in…
- Onlinehilfe, z.B. das Hilfetelefon für Frauen bei Mobbing
Hier gibt es mehr Infos für dich:
Webseite der Bundesregierung – wer hilft bei Mobbing
Suizidprophylaxe.de
https://www.bundesregierung.de/breg-de/suche/wer-hilft-bei-mobbing–1577110
Wie kannst du Mobbing ansprechen?
Du kannst die Gegenseite unter vier Augen zu sprechen — die Person also von ihrer Truppe abzukapseln. Manchmal lassen sich so Missverständnisse aus dem Weg räumen. Du kannst auch eine dritte, bezeugende Person mit dazu holen, die einen neutralen Standpunkt vertritt.
Versuche, sachlich in das Gespräch zu gehen und keine Anschuldigungen zu machen, sondern Lösungen anzubieten. Du kannst erklären, dass du notfalls juristische Schritte unternimmst, wenn das herablassende Verhalten nicht aufhört.
Mobbing Hilfe Nr. 2) Distanziere dich:
Wenn es die Situation zulässt, entferne dich physisch von den Attacken, indem du z.B. ein Zusammentreffen mit der Gegenseite vermeidest. Ist das nicht möglich, distanziere dich emotional, indem du deine*n Angreifer*in bewusst ignorierst (Deeskalation). Wenn Bullies keine Reaktion auf ihr abwertendes Verhalten bekommen, wird ihnen langweilig und sie lassen eventuell ab.
Wenn alle Mediationsversuche scheitern, denke über einen Wechsel des Kurses, der Schule oder des Arbeitsplatzes nach.
Mobbing Hilfe Nr. 3) Stärke deinen Selbstwert
Vermutlich wirst du in deinem Leben immer wieder auf Menschen treffen, die auf andere herabsehen. Es schadet also nie, dich um deinen Selbstwert zu kümmern. Sei dir deiner eigenen Stärken und Vorzüge bewusst. Lege den Fokus auf dich selbst und weg von der Mobbingsituation. Techniken der Selbstfürsorge können dir dabei helfen.
Mobbing Hilfe Nr. 4) Spezielles Abgrenzungstraining:
Es gibt Kurse, in denen du lernst, wie du andere Menschen angemessen in ihre Schranken weist. Du lebst also nicht deine Rachefantasien aus, sondern bekommst Hilfe dabei, dich richtig abzugrenzen.
Mobbing Hilfe Nr. 5) Psychologische Beratung und Psychotherapie
Lang anhaltendes Mobbing hinterlässt tiefe Wunden bei dir und beschäftigt dich auch dann noch, wenn die akute Phase eigentlich vorbei ist. Bei starkem psychischen Leidensdruck und/oder psychosomatischem Leiden hilft dir eine professionelle psychologische Beratung. Dort lernst du effektive Strategien, um mit der Sache abzuschließen.
Mobbing Hilfe Nr. 6) Anzeige erstatten als letzte Instanz
Wenn du dich entscheidest, zur Polizei zu gehen, solltest du vorher Beweise sammeln, die das Mobbingverhalten untermauern. Du kannst z.B. ein Logbuch führen mit Datum, Uhrzeit, Namen und genauer Beschreibung des Verhaltens. Durch das Dokumentieren wird das anhaltende, zielgerichtete Muster erkennbar, das typisch für Mobbing ist. Du kannst deine Beweise mit Aussagen von Zeug*innen noch bestärken.
Ist Mobbing strafbar?
Es gibt in Deutschland kein allgemeines Anti-Mobbinggesetz. Nichtsdestotrotz ist Mobbing strafbar, denn es ist ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht eines Menschen, das durch Artikel 1 und 2 des Grundgesetzes geschützt ist.
Du kannst also Teilaspekte des Mobbings anzeigen, z.B.:
- Beleidigung (§ 185 Strafgesetzbuch)
- üble Nachrede (§ 186 Strafgesetzbuch)
- Verleumdung (§ 187 Strafgesetzbuch)
- Körperverletzung (§ 223 Strafgesetzbuch)
Daneben gibt es das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG). Darauf kannst du dich berufen, wenn du glaubst, dass du aufgrund deiner ethnischen Herkunft, deines Geschlechts, deiner Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, deines Alters oder deiner sexuellen Orientierung diskriminiert wirst.
Quelle: Karrierenbiebel.de
Was kannst du als Außenstehende*r bei Mobbing tun?
Sei kein*e Zuschauer*in, Wegschauer*in oder Mitläufer*in! Sei mutig und engagiert, wenn du eine Mobbing-Situation beobachtest. Sprich mit den Betroffenen darüber und versuche, dabei empathisch zu sein. Biete deine Hilfe an und stehe für andere ein.
So hat es übrigens auch Jacky Chan gemacht. Der Hollywood Star wurde als Schüler gemobbt, was ihn traumatisierte. Laut Angaben kam er erst über sein Trauma hinweg, als er beobachtet hat, wie ein weiterer Schüler gemobbt wurde und er für ihn eingestanden ist.
Hast du Erfahrungen mit Mobbing gemacht?
Lerne, anderen und dir selbst wieder zu vertrauen in meinem „Glow & Grow“ Coaching. Trage dich auf die Warteliste ein:
Lass dich nicht unterkriegen! Du bist wertvoll und du bist nicht allein!
„Weil du mich so behandelt hast, habe ich gelernt, für mich einzustehen.
Zumindest zum Teil bin ich heute die Person, die ich bin, weil ich dich überlebt habe.„
Marina Cohen in Dear Bully: Seventy Authors Tell Their Stories – Gefunden auf: My Zitate
¹ Mobbing Definition: https://www.karstenwolf.com/behandlungsfelder/stressfaktoren/mobbing
² Quelle: https://www.merkur.de/politik/schock-nach-pisa-studie-jeder-sechste-schueler-wird-gemobbt-zr-8172479.html
³ Quelle: https://karrierebibel.de/mobbing/
⁴ Ich habe mir das Einverständnis geholt, diese Erfahrung auf meinem Blog zu teilen!
⁵ Psycho = Seele, Soma = Körper
Bildnachweise: Pexels.com, Pixabay.com
Passives oder indirektes Mobbing passiert, wenn dir etwas vorenthalten wird. Das ist eine eher subtile, manipulative Art der Schikane. Zum Beispiel, wenn du in der Schule von deinen Peers bewusst ignoriert oder ausgegrenzt wirst. In der Arbeitswelt wird deine Leistung wiederholt sabotiert. Oder es werden Andeutungen gemacht, Lügen verbreitet und wichtige Infos für deine Arbeit nicht an dich weitergeleitet.
Diese Arten von Mobbing gibt es: Körperliches Mobbing, verbales Mobbing, nonverbalen Mobbing, Cybermobbing, sexuelles Mobbing und soziales Mobbing
Direktes Mobbing findet dann statt, wenn du „an den Pranger gestellt“ wirst, sodass es möglichst viele Leute mitbekommen. Offene Beschimpfungen, Beleidigung, Drohungen oder ungerechtfertigte Kritik sind Beispiele für direktes Mobbing.
Indirektes Mobbing passiert, wenn dir etwas vorenthalten wird. Das ist eine eher subtile, manipulative Art der Schikane. Zum Beispiel, wenn du in der Schule von deinen Peers bewusst ignoriert oder ausgegrenzt wirst. In der Arbeitswelt wird deine Leistung wiederholt sabotiert. Oder es werden Andeutungen gemacht, Lügen verbreitet und wichtige Infos für deine Arbeit nicht an dich weitergeleitet.
Rede darüber, am besten mit einer Vertrauensperson. Dokumentiere die Vorfälle mit Datum, Ort und Art der Schikane. Grenze dich ab mit einem speziellen Abgrenzungs-Training. Wende dich an eine psychologische Fachkraft.