Im dritten Teil meiner Blogpostreihe Die Kunst, allein zu sein möchte ich dir zeigen, wie du selbstbewusst und frei von Zweifeln deine Rolle als Einzelgänger in der Gesellschaft einnehmen kannst.
Allein ins Kino zu gehen oder im Restaurant zu essen, ist leider keine Selbstverständlichkeit.
Fühlst du dich von anderen beobachtet oder sogar bemitleidet, wenn du alleine unter Menschen bist? Fühlst du dich unsicher und würdest am liebsten nach Hause auf die Couch flüchten?
Wenn Gefühle von Ausgrenzung, Minderwertigkeit oder Einsamkeit außerhalb der eigenen vier Wände die Oberhand gewinnen, ist die Chance groß, das Haus nicht mehr allein zu verlassen. Dabei kannst du als Einzelgänger inmitten von Menschengruppen durchsuch Spaß haben und neue Seiten an dir entdecken.
Wie soll das gehen? Ich gebe dir ein paar Tipps!
Allein vs. in Gesellschaft
Zuerst ist es wichtig, zu verstehen, warum es unangenehm ist, allein an öffentlichen Orten wie Kino, Schwimmbad oder Restaurant zu sein.
Es fällt besonders schwer, da Aktivitäten wie Filme schauen oder Essen gehen in der Regel etwas „Geselliges“ sind, also etwas, das in einer Gemeinschaft unternommen wird. Inmitten von Menschengruppen – Freundeskreise und Familien – wird das Gefühl von Ausgrenzung und Einsamkeit bei den Einzelgängern besonders laut.
Evolutionsbiologisch ergibt es Sinn, einer Gruppe anzugehören. Die eigene Existenz in einer (gleichgesinnten) Gruppe garantiert mehr Sicherheit und Unterstützung gegen potenzielle Bedrohungen – zumindest in der Steinzeit.
Der Mensch ist also mehr oder weniger darauf „programmiert“, sich einer Gruppe anzuschließen.
Um bei den Gruppenmitgliedern das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit zu stärken, werden soziale Aktivitäten unternommen; In der heutigen Zeit ist das der Kinobesuch oder das gemeinsame Essen.
Wenn nun jemand mutterseelenallein an einem Tisch im Restaurant sitzt, erscheint derjenige auf den ersten Blick „verloren“ ohne seine Gruppe. Also ist es kein Wunder, dass ein Einzelgänger gelegentlich einen verlegenen Blick von seinem Umfeld bekommt.
Blicke und Kommentare sind also nichts schlimmes und du solltest sie nicht persönlich nehmen. Sie sind einfach „menschlich“.
Gemeinsam allein sein
Auch wenn dich als Einzelgänger in der Öffentlichkeit starke Gefühle von Einsamkeit überkommen oder wenn dich die Blicke der anderen sehr stören, solltest du gesellige Orte nicht meiden.
Im Gegenteil! Allein umgeben von Menschengruppen zu sein, kann deinen Selbstwert und dein Selbstbewusstsein stärken. Dazu musst du lernen, mit den unangenehmen Situationen umzugehen und versuchen, eine andere Sichtweise auf die Situation zu bekommen.
Sieh es mal so: Nichtsdestotrotz bist du durch deine Anwesenheit an geselligen Orten wie Kinos oder Restaurants ein Mitglied einer Gruppe – nämlich der allgemeinen Gruppe der Kinobesucher, der Abendesser, der Discotänzer usw. …
Die Menschen um dich herum teilen deine Leidenschaft für Actionfilme oder für italienisches Essen. Das schafft eine gemeinsame Basis.
Und wer weiß? Mit der richtigen Attitüde kommst du schnell mit den gleichgesinnten Menschen vor Ort ins Gespräch und kannst sogar Kontakte knüpfen, wenn du das möchtest.
Allein sein aushalten
Lerne, in der Öffentlichkeit bewusst Zeit mit dir zu verbringen ohne dich zu schämen oder dich schuldig zu fühlen. Das ist natürlich Übungssache.
Je öfter du allein das Haus (und somit deine Komfortzone) verlässt, desto eigenständiger und selbstbewusster wirst du. Wenn du Aktivitäten unternimmst, die dir Spaß machen, wirst du mit der Zeit viele neue, aufregende Erfahrungen sammeln.
Wichtig ist, dass du dich traust und die negativen Gefühle, die eventuell aufkommen, aushältst. Lass dich von der Negativität nicht zu sehr einnehmen und versuche, ganz bewusst die schönen Momente „aufzusaugen“.
Beispiel: Lenke deine Aufmerksamkeit gezielt auf den spannenden Film, auf den du schon lange gewartet hattest und das leckere Popcorn, das selten so gut schmeckt, wie im Kino.
Allmählich wird die Erkenntnis, dass du gesellige Dinge auch allein tun kannst, dein Selbstbewusstsein stärken – und damit auch deine Anziehungskraft auf andere.
Allein selbstbewusst sein
Versuche, deine neu gewonnene Selbstbestimmtheit auf deine Körperhaltung und auf deine Körpersprache zu übertragen. Nimm eine aufrechte Haltung ein und schaue nicht die ganze Zeit verlegen nach unten, sondern mach Blickkontakt mit anderen. Lächele andere an und zeig eine offene Körpersprache.
Du wirst merken, dass du ganz anders auf andere wirkst, wenn deine Haltung aufrecht und dein Blick gefestigt ist, als wenn du mit gebeugter Haltung und gesenktem Blick an einem Tisch in der Ecke sitzt.
Du strahlst also dein inneres Selbstbewusstsein nach Außen aus und genau das wirkt anziehend und interessant auf deine Umgebung. Vielleicht wird dir so eher klar, dass die Blicke von außen keineswegs bemitleidenswert sind, sondern respektvoll und bewundernd sind.
Mit dieser neuen Anziehungskraft wird dir leichter fallen, Kontakte zu knüpfen. Wenn du dich als Einzelgänger unter Menschen wohl fühlst, wirst du nicht in Frage gestellt.
Das Recht darauf, allein zu sein
Wenn dich als Einzelgänger unangenehme und einschüchternde Gedanken plagen, könnte es vielleicht daran liegen, dass du dir selbst erst mal erlauben musst, bewusst allein unter Menschen zu sein. Dass es okay ist, nicht mit anderen sozial zu interagieren und dein eigenes Ding zu tun.
Du musst dich nicht rechtfertigen!
Jeder braucht Zeit für sich selbst. Selbstfürsorge ist eine wichtige Eigenschaft, die ich bereits in Teil 1 der Blogpostreihe angesprochen habe.
Sei also mal bewusst egoistisch. Kümmere dich nicht um die Blicke und Kommentare von anderen, wenn du etwas allein unternimmst. Es geht die anderen schließlich nichts an, warum du allein unterwegs bist. Schenke deine ganze Aufmerksamkeit nur DIR selbst und kümmere dich darum, dass du einen schönen Tag verbringst und das tust, was DIR Freude bereitet.
Allein sein – Schritt für Schritt
Sich allein in einer Menschenmasse wohl zu fühlen, geht meistens nicht von heute auf morgen. Es ist ein Lernprozess, den du in Schritte aufteilen kannst. Das Vorhaben erinnert an die „klassische Konfrontation“, eine Methode aus der kognitiven Verhaltenstherapie 😉
Allein im Museum im Kanada – Auf der Jagt nach coolen Selfie-Möglichkeiten.
1) Allein im Museum
Starte mit Orten, an denen es „gesellschaftlich akzeptiert“ ist, allein zu sein, z.B. Bibliotheken, Museen oder das Fitnessstudios. Viele Menschen lesen und trainieren allein, es schaut dich also niemand komisch an, wenn du als Einzelgänger aufschlägst.
2) Allein spazieren
Mach einen Solo-Spaziergang oder eine Wanderung und genieße die Zeit allein mit deinen Gedanken. Wenn das zu Beginn noch schwer fällt, nimm dir deine liebste Playlist mit „Gute-Laune-Musik“ als Wegbegleiter mit. Versuche, deine Umgebung beim Spazieren bewusst wahrzunehmen, die Details in der Natur (oder in den Straßen der Großstadt) zu sehen, die Sonnenstrahlen (oder Regentropfen) zu spüren, Düfte zu riechen und Oberflächen (das Gras oder die Gebäudemauer) zu spüren.
Ein Spaziergang macht nicht nur den Kopf frei, er tut dem Körper gut und bringt dich eventuell sogar an neue, aufregende Orte.
3) Allein im Kino
Kino und Theater sind zwar gesellige Orte, allerdings bleibt jeder während der Vorstellung für sich. Dort kannst du das Schauspiel in Ruhe genießen und dich anschließend vielleicht sogar mit deinen Sitznachbarn austauschen.
4) Allein ein Konzert besuchen
Allein ein Konzert zu besuchen, ist ähnlich. Obwohl du allein anreist, sammeln sich am Veranstaltungsort Menschen, die deine Leidenschaft für einen Künstler teilen. Jeder kennt den Spruch „Musik verbindet Menschen“ und tatsächlich stärken Live-Konzerte nachweislich das Gefühl von Zusammengehörigkeit.
5) Allein tanzen gehen
Eine Stufe weiter steht der Besuch eines Nachtclubs. Statt Live-Musik dröhnt die Playlist des DJs aus den Lautsprechern, dennoch verbindet die Musik auch hier die Clubbesucher.
Such dir einen Abend aus, an dem deine liebste, tanzbare Musik gespielt wird und begib dich in die Menschenmenge auf der Tanzfläche. Dort wird sich schließlich nicht unterhalten, sondern getanzt. Beweg dich frei nach dem Motto „dance like nobody is watching“ und denk nicht darüber nach, was andere von deinem Moves halten. Fühlst du dich etwas mutiger, kannst du an der Bar mit anderen Besuchern ins Gespräch kommen. Bars sind schließlich prädestiniert für Kennenlern-Momente.
6) Allein in einem Café
Das Bistro und das Café sind Orte, an denen Menschengruppen bewusst zusammenfinden, um sich auszutauschen. Daher wird ein Besuch dort wahrscheinlich schwer fallen. Dennoch kannst du auch an diesen Orten wunderbar allein sein und deinen frischen Kaffee mit einem guten Buch oder einem Notizblock genießen. Oder frag an der Theke nach der Tageszeitung.
Das Handy ist jedenfalls kein guter Begleiter, denn der Blick in die sozialen Medien macht dich eher zum passiven Beobachter des Lebens der anderen als zum aktiven Genießer deines eigenen Lebens.
7) Die Königsdisziplin: Das Date mit dir selbst
Such dir einen Ort aus, den du schon immer besuchen wolltest, dich aber im Alleingang nicht getraut hast, z.B. ein schickes Restaurant, eine Karaoke-Bar oder einen Freizeitpark.
Das Schöne an dem Date mit dir selbst ist, dass du bestimmen kannst, wohin du gehst, wann und wie lange du losziehst, welche Mahlzeit du bestellst usw. Solltest du dir Sorgen machen, dass andere Pärchen und Gruppen dich komisch finden oder dich sogar bemitleiden, ist deine Sorge unbegründet, denn in der Regel denken die Unbekannten in deinem Umfeld weniger intensiv über dich nach, als befürchtet (s. Spotlight-Effekt, den ich in diesem Blogpost beschrieben habe).
Scheu bei deinem Solo-Date nicht davor zurück, dich schick anzuziehen und dir den schönsten (Fenster)platz im Restaurant zu suchen. Sei selbstbewusst und lächele, wenn du glaubst, dass andere dich komisch anschauen. So überzeugst du alle, dass du mit dir selbst glücklich bist – vielleicht sogar glücklicher als so manch anderer im Raum, der lieber seine Ruhe hätte und dich um dein Date beneidet.
Welcher dieser sieben Schritte fällt dir besonders schwer?
Schreib mich an, wenn du dir eine tiefergehende, individuelle Beratung wünschst: info@katharina-stenger.de
(c) pexels.com