Tipps für deine mentale Gesundheit
im Winter-Lockdown
Der Jahreswechsel ist da. Das Ende eines Jahres ist ein besonderes Ereignis für unsere Psyche — besonders das Ende von 2020. Diesmal blicken wir besorgt und erschöpft ins neue Jahr und unsere Gefühlswelt ist ganz schön durcheinander. Doch was hat das mit Japan zu tun?
Das Land der aufgehenden Sonne ist bekannt für seine belebte Natur, seine traditionsbewusste Kultur und seine grenzenlose Gastfreundschaft. Die Menschen, die in Japan leben, vor allem in den ländlichen Regionen, scheinen eine große Naturverbundenheit und Achtsamkeit zu besitzen. Nicht umsonst werden die Bewohner dieser wundervollen Insel als zufriedenes Völkchen bezeichnet, das selbst in Krisensituationen ausgeglichen erscheint.
Was können wir von diesem Völkchen lernen? Gerade jetzt, wo unser Leben erneut eingeschränkt wird und wir melancholisch auf den Jahreswechsel zusteuern.
Der Mentale Stress
zum Jahreswechsel
Das Timing für den Lockdown könnte nicht schlechter sein. Für gewöhnlich ist die Weihnachtszeit eine Zeit voller Zauber, Vorfreude und Optimismus. Wir spüren den Zusammenhalt mit Freunden und Familie und wir blicken zurück auf das Jahr, das hinter uns liegt. Harmonie liegt in der Luft wie der Plätzchenduft aus dem heimischen Ofen und es werden bereits die nächsten großen Pläne für das kommende Jahr geschmiedet.
Es ist verständlich, dass das Jahresende 2020 nicht wirklich besinnlich sein kann. Der Jahresrückblick ist enttäuschend und wir machen uns Sorgen um die Zukunft. Schlimmer noch, uns fehlt der harmonische Zusammenhalt mit unseren Liebsten, die wir gerade in der gemütlichen Weihnachtszeit so vermissen.
Fühlst du dich auch enttäuscht, einsam oder pessimistisch?
Falls ja, lade ich dich zu einem Perspektivenwechsel ein:
Ich wurde von Gregg Krech inspiriert, diesen Post zu schreiben. Greggs Naikan Therapie vereint Buddhismus mit westlicher Psychologie.
Wie kannst du das Jahr 2020
sinnvoll reflektieren?
In der japanischen Kultur ist es bedeutsam, das Leben aus einem möglichst weiten Blickwinkel zu betrachten. Das schließt auch die jetzige Pandemie-Situation mit ein.
Vielleicht hast du diesen Perspektivenwechsel schon mal erlebt, ohne dass er dir bewusst war:
Stell dir vor, du stehst auf einer Bergspitze und schaust in das Tal hinein. Wie bei einer Kamera zoomst du heraus und entdeckst ein wunderschönes Panorama, das du dir kaum vorstellen konntest, als du im Tal los gewandert bist. Deine vorherige Perspektive ist immer noch ein Teil des Panoramas, allerdings siehst du nun viel mehr und viel weiter. Du bist ein Teil des Ganzen.
Kennst du dieses befreiende, unbeschwerte Gefühl?
Dieses überwältigende Gefühl, Teil eines größeren Ganzen zu sein ist ein wesentlicher Teil von Ikigai (生きがい, japanisch für „Lebenssinn“). Ikigai zu haben, bedeutet, ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen, auch in Krisenzeiten.
Diese Art von Ikigai kann dir jetzt helfen, deinen Blickwinkel in dieser unsicheren Zeit neu einzurichten.
Du möchtest mehr Infos zum Ikigai Lifestyle?
3 IKIGAI Tipps zum Jahreswechsel
I. Ängste und Schmerz kontrollieren
Tritt einen Schritt zurück und analysiere die jetzige Situation:
Was kannst du kontrollieren? Was nicht?
Ein Beispiel: Du kannst die Regeln für den Lockdown nicht kontrollieren. Auch deine Gefühle in Verbindung mit dem Lockdown lassen sich nur schlecht kontrollieren. Gerade jetzt hast du vielleicht verstärkt traurige oder wütende Gedanken und fühlst dich entsprechend niedergeschlagen und erschöpft.
Es ist okay, diese Gefühle zu haben. Gib ihnen Raum und erlaube dir, zu fühlen. Nimm deine Gefühle an und versuche sie, als Teil deines jetzigen Daseins zu integrieren.
Der Schmerz, den du gerade spürst, kann bedeuten, dass etwas in Bewegung ist. Schmerz kann Wachstum sein — Wachstum in eine neue, höhere Ebene deines Lebens.
Mach dir bewusst, dass du mit diesem Schmerz nicht allein bist. Vielen Menschen geht es gerade ganz genau so. Sprich mit Freunden oder Experten (Psychologen, Coaches…) darüber, statt zu verdrängen.
Wo kannst du diese unangenehmen Gefühlen kontrollieren?
Was du sehr wohl kontrollieren kannst, ist dein Umgang mit der Negativität. Momentan lastet sie wie ein schwerer Stein auf deinen Schultern, während du durchs Leben gehst. Der große Fels bringt dich schnell aus dem Gleichgewicht und du gerätst ins Stolpern. Du möchtest ihn am liebsten loswerden und unbeschwert deines Weges gehen, doch leider ist der Klotz ein Teil von dir.
Lass dich nicht von der Negativität erdrücken oder paralysieren. Halte kurz inne und nimm den Stein von der Schulter. Schau ihn genauer an. Analysieren ihn. Beschreibe ihn. Wenn du deine Negativität in Worte fassen kannst und sie kommunizieren kannst, kannst du dich besser erden. Du legst den Stein ab und steigst auf ihn. Wie schon bei dem oben erwähnten Berggipfel bekommst du eine andere Perspektive, wenn du auf dem Stein stehst.
Auch wenn die Negativität ein Teil von dir ist, die du nicht loswerden kannst, kannst du kontrollieren, wie du sie interpretierst: als schwere Last oder als Erhebung für einen besseren Blickwinkel auf dein Leben und auf das Leben aller Menschen in dieser Situation.
Diese Art der Interpretation stammt aus der buddhistischen Lebenseinstellung. Mit dieser Einstellung kannst du sogar deine Mitmenschen inspirieren. Das ist eine weitere schöne Sache, die du kontrollieren kannst.
II. Individuelle Werte finden und realisieren
Der Jahreswechsel lädt zum Reflektieren und Wünschen ein. Wenn du dir neue Ziele für das nächste Jahr oder für das gesamte Leben steckst, bekommst du ein Gefühl der Sinnhaftigkeit. Mit der Pandemie im Rücken ist es natürlich schwerer, zu wünschen und einen Sinn zu finden. Allerdings kannst du versuchen, „kleiner zu wünschen“.
Frage dich zuerst nach deinen Werten:
Warum hast du einen bestimmten Wunsch?
Ein Beispiel: Du sehnst dich nach finanzieller Absicherung im Job? Nach einer starken Schulter, die dich stützt? Nach einem Netz unter deinen Füßen, das dich auffängt?
Dann ist der Wert Sicherheit wichtig in deinem Leben.
Dementsprechend macht dir die Unsicherheit der jetzigen Lage und die Sorge für die Zukunft zu schaffen. Das ist völlig verständlich!
Dennoch lässt sich dein Wunsch nach Sicherheit schell und mühelos umsetzen, wenn du ihn jeden Tag aufs Neue betrachtest.
Frage dich am Morgen:
Was kann ICH heute tun oder denken, was mit ein Gefühl von Sicherheit gibt?
Du könntest beispielsweise auf deine strukturelle Sicherheit fokussieren, statt auf deine finanzielle Sicherheit. Mit einer kleinen Übung kannst du mehr Struktur und somit mehr Sicherheitsgefühl in deinen Tag bringen. Teile deinen Arbeitstag beispielsweise in diese Phasen ein:
- Aufwachen mit einem kleinen Ritual (z.B. Stretching oder Journaling)
- Arbeiten: Erledige wichtige (oder unangenehme) Aufgaben zuerst
- Pausen und Erholen
- Freizeit
- Ausklingen des Tages mit einem kleinen Ritual (Meditation, Buch lesen, Musik hören…)
So kannst du jeden Tag auf dein Bauchgefühl hören und Erfolge feiern.
III. In die Zukunft reisen
Stell dir vor, es wären fünf Jahre vergangen und du schaust zurück auf das Jahr 2020.
Welche Erinnerungen möchtest du an dein „Lockdown-Ich“ haben
Wie hast du im Jahr 2020 gelebt?
Hast du die Einschränkungen des Alltags bewältigen können?
Bestimmt möchtest du das Jahr trotz all seiner verrückten Ereignisse positiv abschließen. Diese Weitsicht kann Motivation sein, mehr Dankbarkeit und Hoffnung im Hier und Jetzt zu finden.
Vergiss nicht: Deine heutigen Handlungen beeinflussen, wie du dich selbst später wahrnimmst.
Mit diesen drei Tipps aus der japanischen Psychologie kannst du hoffentlich gelassener zurückzublicken und optimistischer ins neue Jahr zu starten.
あけましておめでとうございます!
Du wünschst dir Unterstützung bei der Umsetzung dieser Tipps?
Buche ein Jahresabschluss Coaching mit mir:
Inspirationsquelle: Gregg Krech / Ikigaitribe.com
Foto Credit:
Hier geht es zum Podcast mit Gregg Krech (auf Englisch): https://ikigaitribe.com/ikigai/podcast09/