Die wichtigste Lovestory
Da lieb ich mich doch erst mal selber! – In seinem Song „I love me selber“ singt Udo Lindenberg darüber, dass wir uns zuerst selbst bedingungslos lieben sollen, bevor wir uns fest an einen Partner binden. Was ist dran an dieser Aussage? Ist Selbstliebe wirklich eine Voraussetzung, um andere wirklich lieben zu können?
Bedingungslose Selbstliebe ist ein Ziel, das sich nur sehr schwer erreichen lässt. Beginne damit, dich selbst zu tolerieren oder zu akzeptieren, um darauf deinen Selbstwert aufzubauen. Der erste Schritt ist, dass du dich selbst besser kennenlernst und sich mit dir selbst aktiv auseinander setzt. Das musst du natürlich nicht allein tun!
Eine Studie aus den USA* bestätigt tatsächlich, dass ein positiver Selbstwert mit der erfolgreichen Entwicklung vollkommener Liebe und Leidenschaft für andere zusammenhängt. Umgekehrt glauben Menschen, die ein negatives Bild von sich selbst haben, dass sie die Liebe von anderen nicht verdienen und vermeiden daher eine (gesunde) Liebesbeziehung. Das kann sogar soweit gehen, dass die Betroffenen ihre Beziehungen aktiv sabotieren, sobald diese zu ernst werden.
In der Regel fällt es uns leicht, freundlich und liebevoll mit Menschen umzugehen, die uns wichtig sind. Die Liebe zu uns selbst hingegen wird oft als rücksichtslos angesehen. Wir glauben, Mitgefühl ist ein Geschenk, dass wir anderen machen, aber nicht uns selbst.
Die fernöstlichen Kulturen sind uns in Sachen Selbstliebe und Selbstmitgefühl einen Schritt voraus. Die buddhistische Psychologie beschreibt die wahre Liebe zu uns selbst als wichtige Basis der Persönlichkeitsentwicklung und bestes Mittel gegen viele Formen der Angst.
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Selbstliebe lernen – so geht’s
Selbstliebe kann man lernen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Sei geduldig mit dir und höre auf dein Herz.
Hier sind ein paar Anregungen, wie du den ersten Schritt gehen kannst:
1. Höre auf deinen Körper
Dein Körper sendet Warnsignale, wenn er physisch oder emotional überlastet ist. Solche Warnsignale können sich in Schlafstörungen, Unruhe, Verspannungen oder wiederkehrenden Hautausschlägen manifestieren. Lerne, deine Warnsignale zu erkennen und richtig zu deuten. Wenn du beim nächsten Mal solche körperlichen Symptome wahrnimmst, frage dich nach deinen Gefühlen.
Mein Tipp: Führe ein Stimmungstagebuch. Entweder oldschool mit Papier und Stift, in einem Kalender oder in einer App (z.B. die Calm App).
2. Sei schlecht gelaunt
Solange wir nicht jedem Tag finster entgegenblicken, sind negative Gefühle und Sorgen ein wesentlicher Teil unseres Lebens, den wir nicht unterdrücken sollten. Gerade jetzt im Lockdown ist es völlig okay, schlechte Laune zu haben, solange sie zeitlich begrenzt ist. Das heißt, du suhlst dich nicht ewig in den negativen Gefühlen, sondern kannst auch positive Gefühle deutlich spüren und damit die schlechte Laune ausbalancieren.
Was passiert im Kopf bei negativen Gefühlen?
Der Mensch hat von Natur aus einen Negativ-Filter, der die unangenehmen Dinge im Leben im Fokus hat. Dabei meint es unser Gehirn nur gut mit uns, denn es möchte uns auf potenziell gefährliche Situationen hinweisen. Unser Kopf sagt quasi: „Hey, das läuft gerade schief! Sei vorsichtig!“.
Mein Tipp: Mach dir bewusst, dass du immer noch die Kontrolle über deine Gedanken hast. Auch wenn deine Freiheit gerade durch den Lockdown eingeschränkt ist, dann dir niemand die Freiheit in deinem Kopf nehmen. Wichtig ist, dass du aktiv nach Lösungen suchst, wie du deine Laune verbessern kannst, statt dich den negativen Gefühlen zu ergeben. Sei es ein Stück Schokolade, ein Spaziergang an der frischen Luft oder ein Telefonat mit einem Herzmenschen – so bringst du die „Glückshormone“ in Wallung und beendest die Negativspirale.
Achtung: Andauernde schlechte Laune kann dich lähmen. Bei starkem negativem Grübeln ist es ratsam, dass du dir psychologische Hilfe suchst.
3. Bleib dir treu
Wir bestimmen selbst, wer wir sind: Selbstständig und damit unabhängig von anderen zu sein, ist eine wichtige Eigenschaft der Selbstfürsorge. Wenn wir uns nicht mehr über die Beziehungen zu anderen definieren, bleiben wir uns selbst treu.
Mein Tipp: Hinterfrage deine „Lebenswerte“. Das sind die Dinge, die dir wirklich wichtig sind im Leben. Ein paar Beispiele sind Loyalität, Abenteuer, Freiheit, Erfolg… Richte dein Verhalten nach deinen Werten aus. Deine Lebenswerte können dir außerdem dabei helfen, wichtige Entscheidungen zu fällen.
4. Erlaube dir, Fehler zu machen
Unsere Fehler gehören zu uns. Und sie sind wichtig, denn sie bringen uns Lernerfahrungen. Sei also nicht zu streng mit dir, wenn du glaubst, einen Fehler begangen zu haben. Selbstmitgefühl bedeutet, das eigene Fehlverhalten einzugestehen und zu sich selbst zu vergeben. Das gilt auch für „Fehler“, die wir in der Vergangenheit gemacht haben.
Mein Tipp: Überlege dir, was du aus deinen (vermeintlichen) lernen kannst bzw. wie du sie in der Zukunft vermeidest.
5. Setze Grenzen
„Nein sagen“ ist der meist genannte Ratschlag, wenn es um Selbstliebe geht. Dennoch befolgen wir doch selten und stellen unsere eigenen Bedürfnisse hinter die der anderen Menschen. Um andere nicht zu enttäuschen, beantworten wir z.B. eingehende Nachrichten sofort, nehmen Ratschläge unreflektiert an und lassen uns zu Dingen überreden, die uns missfallen.
Nein sagen und somit eine deutliche Grenze setzen, kann befreiend sein. Es zeigt gleichzeitig unseren Mitmenschen, dass wir uns selbst gut kennen und uns selbst wertschätzen.
6. Nimm dir eine Auszeit
Das Leben in der Pandemie ist (immer noch) anstrengend. Wir sind schneller emotional erschöpft als zuvor. In der Psychologie spricht man von einer Anpassungsstörung, unter der wir gerade alle (mehr oder weniger) leiden.
Doch was können wir tun, um der emotionalen Erschöpfung entgegen zu wirken?
Mein Tipp: Plane bewusst deine Pausen in deinen Terminkalender ein und sorge dafür, dass du eine tägliche Me-Time hast – auch wenn diese nur 10 min lang ist.
Noch ein Tipp: Das Mobiltelefon ist die wohl bekannteste Form der Ablenkung heutzutage. Viele von uns scrollen täglich durch Instagram, Facebook und Co. und wir sind immer erreichbar, auch wenn uns gerade nicht danach ist. Eine kleine Social Media Pause oder ein Handyverbot am Esstisch und beim Zubettgehen gibt uns bewusst mehr Zeit für uns selbst.
6. Trainiere regelmäßig deine Selbstfürsorge
Wie alles im Leben, muss man Selbstakzeptanz und -liebe regelmäßig üben, bis sie sich manifestieren. So Mancher möchte mehr für sich selbst tun, weiß aber nicht, wie er beginnen soll. Frage dich, was dir gut tut und mach genau das zum regelmäßigen Ritual.
Mein Tipp: Kleine Achtsamkeits-Übungen können dir helfen, nach einem anstrengenden Tag wieder zu dir selbst zu finden und zu erkennen, was Körper und Seele brauchen. Zu diesen Übungen gehören Entspannungstechniken, Tanzen und/oder bewusstes Musikhören.
Ist Selbstliebe egoistisch?
Reine Selbstliebe ist so wichtig im Leben – doch manchmal stehen wir uns selbst im Weg. Wir glauben, dass wir schlechte Menschen sind, wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse vor die der anderen stellen. Egoismus ist leider ein Wort mit schlechtem Beigeschmack. Versuche, diesen Beigeschmack abzulegen. Ein gesunder Egoismus ist nämlich sehr wichtig, um in Balance zu bleiben. Nur wer selbst in Balance ist, kann andere aktiv unterstützen. Kümmere dich also zuerst um deine Selbstfürsorge, bevor du anderen hilfst.
Achtung! Ein Zuviel an Selbstliebe kann nach Hinten losgehen. Die Selbstverliebten, sogenannte „Narzissten“, haben ebenfalls Schwierigkeiten, einen Lebenspartner zu finden, der ihren Erwartungen entspricht. Denn in ihren Augen muss der ideale Verbündete genauso perfekt sein, wie sie es sind, ohne sie selbst dabei in den Schatten zu stellen. Bereits die Griechen erkannten diesen Konflikt und beschrieben in der Erzählung von Narcissus, einem selbstvernarrten jungen Mann, eine Suche nach dem passenden Partner, die kein Happy End hatte. Schließlich fand Narcissus den Tod in einem See, nachdem er sich in sein Spiegelbild im Wasser verliebte, ihm zu nahe kam und ertrank.
Wie so oft gilt es, den richtigen Mittelweg zu finden. Wir alle sollten versuchen, uns selbst genügend Verständnis, Fürsorge und Zeit zu geben. Doch wir sollten uns nicht auf ein Podest stellen und auf andere herabschauen.
Das richtige Maß an Selbstliebe öffnet die Türen für wahre Liebe im Leben!
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Mehr über die Studie aus den USA: Campbell, W. K., Foster, C. A., & Finkel, E. J. (2002). Does self-love lead to love for others? A story of narcissistic game playing. Journal of personality and social psychology, 83(2), 340.
Meine Buchempfehlung: Germer, C. (2012). Der achtsame Weg zur Selbstliebe. Arbor, Freiburg.
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